Frauenzählen? Gerne! Ganz anders als in den meisten anderen Verlagen sind AutorINNEN im Arisverlag überproportional vertreten. Dieses Jahr werden im Arisverlag fünf Bücher herauskommen, vier davon sind von Frauen verfasst. Weil ich mir als Verlegerin das auf die Fahnen geschrieben habe? Nein! Im Verlagswesen arbeiten viele Frauen, so auch beim Arisverlag. Verlegerin, Verlagsmitarbeiterin, Lektorin, Layouterin/Grafikerin, Korrektorin – alles Frauen. Chefin der Verlagsauslieferung, auch eine Frau. Buchhändler, die unsere Bücher einkaufen, auch meistens Frauen. Das ist in vielen anderen Verlagen kaum anders. Und doch, das Produkt – das Buch– ist, zumindest in den Medien, männlich. Die Studie der Uni Rostock «Sichtbarkeit von Frauen in Medien und Literaturbetrieb» führte einerseits zum Hashtag #Frauenzählen und andererseits zu einem ernüchternden Ergebnis: Zwei Drittel der in den Medien besprochenen Bücher sind von Männern verfasst.
Werden Bücher von Männern ernster genommen? Sind Bücher von Männern besprechungswürdiger – oder sind Literaturkritiker auf dem Genderauge ganz einfach blind? Liegt das Ungleichgewicht bei den literarischen Besprechungen vor allem am Medienbetrieb und den Personen, die Bücher vorstellen und besprechen? Die beiden Literaturwissenschaftlerinnen, Nicole Seifert und Berit Glanz haben sich auch mit solchen Fragen beschäftigt und sind einen Schritt weitergegangen, bzw. sie haben noch weiter gezählt. Sie haben sich durch die Verlagsvorschauen gearbeitet und gezählt, wie viele von Frauen verfasste Bücher diesen Frühling erscheinen (#Vorschauenzählen). Das Ergebnis: Bücher von Frauen sind in den grossen deutschsprachigen Literaturverlagen klar untervertreten. Bei Hanser sind gerade mal 22% der Bücher von Frauen verfasst, beim Schweizer Diogenes Verlag sind es 25%, Rowolth etwas mehr, 29% , Suhrkamp bringt es immerhin auf 36%. Ist Arisverlag ein Frauenverlag? Ganz anders Arisverlag. Der Frauenanteil 2020 liegt bei 80% und total sind bei uns 13 von 18 Büchern von Frauen geschrieben oder von Frauen mitverfasst worden. Bewusst wurde mir als Verlegerin das erst, als die beiden Hashtags #Frauenzählen #Vorschauenzählen durch die sozialen Medien getragen wurden. Bis zu diesem Zeitpunkt habe ich einfach Bücher herausgegeben und diese nie in Zusammenhang mit dem Geschlecht des Verfassers (oder eben der Verfasserin) gebracht. à Bücher von Frauen erscheinen im Arisverlag eben gerade nicht, weil wir das auf unsere Fahnen geschrieben hätten oder Bücher von Frauen speziell fördern – nein! Bücher gebe ich als Verlegerin heraus, weil sie grossartig sind, weil sie mich ansprechen, weil ich wichtig finde, dass über dieses oder jenes Thema öffentlich diskutiert wird – und es darum genau dieses Buch nun braucht. Punkt. Aber vielleicht ist die hohe Frauenquote bei Arisverlag auch damit zu erklären, dass ich, wenn mich ein Manuskript erreicht, nicht automatisch davon ausgehe, dass ein von einem Mann geschriebenes Buch automatisch besser, gewichtiger, verkaufsträchtiger ist als ein von einer Frau verfasstes Buch. Das Geschlecht des Schreibenden ist mir schlicht egal. Für mich gilt denn: Ein Buch ist ein Buch ist ein Buch und muss mich ansprechen, damit ich es auch verlegen will. Ich freue mich, dass der Autorinnenanteil im Arisverlag hoch ist, aber ich freue mich noch mehr, weil das eben gerade NICHT Programm ist! Und PS – ich habe auch unsere Leser gezählt, zumindest die, die die Bücher nicht im Buchhandel sondern direkt beim Verlag bestellen. Das Geschlechterverhältnis? Ausgeglichen! Und hier gibts unser von Frauen und Männern verfasste Bücher (Neuerscheinungen 2020 sind erst ab Mai im Shop vorbestellbar) Katrin Sutter / Verlegerin Arisverlag
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May 2023
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